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von Borislav Pekic
aus dem Serbischen
von Mirjana und Klaus Wittmann
Regie: Heinz Dieter Köhler
Produktion: WDR 1975/51'
Pontius
Pilatus ist soeben aus der Hauptstadt der Welt, dem Zentrum
römischer Macht und Zivilisation in Jerusalem eingetroffen,
wo er den politisch untragbar gewordenen Prokurator Valerius
Gratus ablösen soll. Er hatte ihn schon auf der Schule
kennen und hassen gelernt. Bei der Amtsübergabe erlebt
Pilatus eine ihm fremde, geheimnisvolle, orientalische Welt,
in der allerlei Wundersames geschieht. Gratus hat sich in
langen Dienstjahren darauf einzustellen gelernt, Pilatus aber
ist ein römischer Verwaltungsspezialist, und einige der
Phänomene, mit denen er in Jerusalem konfrontiert ist,
entziehen sich seiner mathematisch-juristischen Logik: Da
soll sich der blind geborene Bartimeus, nachdem er auf unerklärliche
Weise sehend geworden war, eigenhändig die Augen ausgestochen
haben, nur um die unerträgliche Wirklichkeit nicht länger
sehen zu müssen. Da soll ein Mann namens Lazarus von
den Toten auferstanden sein. Dabei gilt er als Saduzzäer
und erklärter Gegner des Auferstehungsgedankens, den
er aus politischen Gründen für sein Volk ablehnt.
Nun will er nach römischer Sitte eingeäschert werden,
um einer erneuten Auferstehung zu entgehen. Schließlich
erlebt Pilatus selbst ein Wunder: Der taubstumme Bettler,
dessen Gesten und Bewegungen alle stets als Lobpreisungen
Roms verstanden hatten, entpuppen sich, durch das Wunder in
Sprache übersetzt, als wüste Verwünschungen
des römischen Militärregimes.
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