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von Jürgen Becker
Regie: Ulrike Brinkmann
Produktion: WDR 2000/ca. 60'
Hilde
und Herrmann sind ein altes Ehepaar und leben als einzige
Bewohner in einem Mietshaus. Alle Nachbarn sind ausgezogen,
und auch die beiden sehen einer ungewissen Zukunft entgegen,
denn ein neuer Eigentümer hat das Gebäude übernommen.
Er wird es vermutlich abreißen lassen, um in der günstigen
Lage nahe am Bahnhof einen neuen Komplex zu errichten. Wie
anders war es da noch, als Herr Tigges, der vormalige Besitzer,
das Sagen hatte. Hilde und Herrmann erinnern sich an die großen
alten Zeiten, Tigges Zeiten, und wer darin störte, waren
nur die Querulanten und Krachmacher, die Wendehälse und
Heuchler im Haus. Die beiden Alten sind einem absurden Zeitgefühl
verfallen; indem sie alles Dunkle in der Vergangenheit des
Hauses verdrängen, verklären sie es gleichzeitig
zu einem Denkmal, das vom Hort der früheren Sicherheiten
und Ordnungen erzählt.
Häuser sind in der Literaturgeschichte immer schon als
Metaphern für gesellschaftliche Zustände und Vorgänge
verwendet worden. Jürgen Beckers jüngstes Hörspiel
zeichnet das gespensterhafte Bild zweier Zeitgenossen, die
sich dem Fortgang der Zeit zu widersetzen suchen. Im Schatten
der Vergangenheit zu Hause, scheuen sie das Licht der Gegenwart
und träumen eine Wirklichkeit herbei, die keine Zukunft
haben wird.
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