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Sieben-Sonnen
und Sieben-Monde oder
Die Geschichte von Baltasar und Blimunda
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nach
dem Roman
"Das Memorial"
von José Saramago
aus dem Portugiesischen
von Andreas Klotsch
Bearbeitung und Regie:
Heinz von Cramer
Produktion: WDR 2000/90'
Schlurfende
Schritte, schleppender Chorgesang, das fanatische Kreischen
einzelner Stimmen, all das zieht an der jungen Blimunda vorüber
und darin: ihre geknebelte Mutter, die als Ketzerin verurteilt
zur öffentlichen Auspeitschung schreitet. Die besonderen
Gaben der Mutter trägt auch Blimunda in sich: Sie kann
in das Innere der Menschen schauen. Nur dem Soldaten Baltasar
malt sie mit ihrem Jungfernblut ein rotes Kreuz auf die Brust
und verspricht, ihn nie mit ihren Blicken zu durchleuchten.
"Sieben-Sonnen" wird dieser Mann genannt, dem Blimunda blind
vertrauen will. Zusammen werden sie dem Pater Laurenzo bei
seinem wagemutigen Vorhaben helfen. Fliegen möchte er,
dem keine Flügel gewachsen sind. Doch vermag sich seine
Flugmaschine nur in die Luft zu erheben, wenn Blimunda genug
jener geschlossenen Wolken gesammelt hat, die beim Sterben
die Menschen verlassen, Wolken, die nur Blimunda sehen kann.
Heimlich und schnell muss es gehen, denn hinter Pater Laurenzo
ist die Inquisition her.
Im 18. Jahrhundert spielt die Erzählung, und im Klosterbau
zu Mafra findet sie ihr historisches Zentrum. Das gigantische
Projekt menschlicher Selbstüberschätzung zog damals
Tausende von Arbeitern in den Tod. Diesen authentischen Schwerpunkt
umhüllt Saramago mit dem magischen Gespinst seiner Geschichte,
in dem es keine physikalischen Gesetze gibt, in dem die Grenzen
des Möglichen überschritten werden von Figuren,
die einander mit ihren Ideen verzaubern. Saramagos manchmal
pessimistischer und sarkastischer Ton ist das Aufbegehren
einer zutiefst humanistischen Grundhaltung, die sich mit fiktiven
Geschichten der Geschichte zur Wehr setzt. Denn "es ist noch
nicht endgültig ermittelt, ob der Roman es verhindert,
dass der Mensch sich vergisst, oder ob das Vermögen zu
vergessen den Menschen veranlasst Romane zu schreiben." (José
Saramago: Geschichte der Belagerung von Lissabon)
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